Pädagogische Aufforstung im Karlstadter Klimawald
Erst Sonne, dann Nebel, dann Regen, die Waldluft duftet nach feuchtem Laub und wir sind mitten drin – mitten im Matsch. Ein durchwachsener Herbsttag eben. Warum das Ganze? Weil wir mal wieder fleißig aufforsten!
Der 3. Dezember 2024 war für uns mehr als ein gewöhnlicher Tag an der frischen Luft. Unter unseren Füßen lehmiger Sandboden, der, obwohl er noch nicht bewachsen war, sehr lebendig wirkte. Inmitten des Karlstadter Klimawaldes haben wir eine Brachfläche in einen klimaresilienten Mischwald verwandelt, zusammen mit der 6e des städtischen Johann-Schöner-Gymnasiums.
Ganze 4 100 neue klimaresiliente Bäume auf 1 Hektar Brachland, darunter Traubeneiche, Speierling, Vogelkirsche und Sommerlinde. Ein neuer Wald, der nicht nur dem Klimawandel standhalten und in den nächsten 80 Jahren etwa 822 Tonnen CO2 binden wird, sondern auch die Bedeutung von Naturschutz und nachhaltigem Handeln in den Köpfen der Schüler:innen verankert. Von ihnen geschaffen und das direkt vor ihrer Haustüre.
4 100 Bäume habt ihr gepflanzt? Okay, okay, das haben wir nicht ganz allein geschafft. Tatkräftige Unterstützung hatten wir dabei vom Forstrevier Karlstadt unter der Leitung von Claudia Stiglbrunner, die schon 4 000 Bäume vorgepflanzt hatten, als wir ankamen.
Beim Aufforsten immer vor Ort dabei zu sein, ist für uns sehr wichtig, aber auch nur ein Teil unserer Arbeit, denn unsere Mission ist auch aufzuklären und Bewusstsein für lokalen, wirksamen Klimaschutz zu schaffen – gerade bei jungen Menschen.
Spielerisch vermitteln, wie wichtig die Natur für uns ist
Dieses Mal war es daher mehr als eine reine Pflanzaktion: Die Schüler:innen lernten auf kreative und erlebnisreiche Weise, wie wichtig der respektvolle Umgang mit der Natur ist. In Baumpflanz- und Klima-Workshops, beim Bau von Wildbienenhäusern und durch das Anlegen einer Bienenweide entdeckten sie, wie viel Freude aktiver Klimaschutz bereiten kann.
“Besser als Mathe!”, für uns war ihre Begeisterung fast greifbar. Einige planten sogar schon ihr 50-jähriges Abi-Treffen im Klimawald, um dann bewundern zu können, welche Früchte ihre Pflanzarbeit nach all den Jahren trägt.
Auch wir haben noch etwas neues dazugelernt: Wildbienen können zwar stechen, doch ihre Stiche sind im Vergleich zu denen von Honigbienen oder Hummeln kaum spürbar.
Besonders beeindruckend war die Erkenntnis, wie wichtig es ist, dass die Niströhrchen in Wildbienenhäusern sehr glatt geschliffene Innenwände haben. Nur so können die Wildbienen ihre neuen Brutstätten wirklich sicher nutzen und verletzen sich nicht an ihren empfindlichen Flügeln.
Aufforsten ist wichtig für den Klimaschutz
Bäume sind wahre Klimaschützer: Sie nehmen während ihres Wachstums Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf, speichern es langfristig in ihrem Holz und setzen gleichzeitig lebenswichtigen Sauerstoff frei. Auch bieten sie wichtigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, regulieren das lokale Klima, indem sie Schatten spenden, die Luftfeuchtigkeit erhöhen und Bodenerosion verhindern. Forschende schätzen, dass sie weltweit 7,8 Milliarden Tonnen CO2 binden können – etwa 1,5-mal so viel wie die jährlichen Emissionen der USA.
In Deutschland wurden Wälder lange als Wirtschaftsraum genutzt, es entstanden viele Monokulturen statt artenreiche Mischwälder mit vielfältigen Altersstrukturen und Wuchshöhen. Diese Monokulturen sind besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen. Denn durch Dürre, Stürme und Schädlingsbefall kann ein sterbender Wald auch zur CO2-Quelle werden, das zeigt die vierte Bundeswaldinventur. Jeder neue Mischwald ist daher ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und eine Investition in eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft.
Bäume pflanzen bringt langfristige Klimawirkung
Auch der Karlstadter Klimawald ist in diesem Sinne ein Stück Zukunft. Geschützt durch das Bundeswaldgesetz bleibt das Gebiet für den Klimaschutz erhalten und darf nicht umgewandelt werden. Damit die Bäume lange stehen und ihre volle Klimawirkung entfalten können.
Für die Schüler:innen bleibt vor allem das einzigartige Erlebnis und die Erkenntnis, dass es keine großen Schritte braucht, um etwas Gutes zu tun. Ein Baum, gepflanzt mit den eigenen Händen, ist ein Symbol für Hoffnung, Nachhaltigkeit und die Macht kleiner Taten. Um diese Taten zu würdigen, durften am Ende alle eine persönliche Pflanzurkunde, Samenbomben, Samenbleistifte und Infomaterial zu Wald und Klimaschutz mit nach Hause nehmen. Diese Aktion zeigt uns, wie wichtig und effektiv wir Klimaschutz betreiben können, wenn viele zusammenkommen und alle dabei an einem Strang ziehen.
Wir möchten Danke sagen
Möglich werden solche Projekte nur durch die tatkräftige Unterstützung unserer Spender:innen, engagierte Einzelpersonen und in diesem Fall vor allem durch die Förderung der Deutschen Postcode Lotterie, welche dankender Weise den pädagogischen Teil der Aufforstung ermöglicht hat.
Danke für die tatkräftige Unterstützung und Begleitung vor Ort durch den Initiator des Klimawaldes und Zürich Bezirksdirektor Jürgen Rohm, welcher auch die Baumspende über 8 000 Euro vermittelt hat.
Danke an die Leiterin des Forstreviers Karlstadt Claudia Stiglbrunner für die Pflanzung, den Biologie- und Chemielehrer Heiko Gase und die 6e welche engagiert mitgemacht hat. Unser Dank geht auch an die Imkerin Ellen Roether für ihren lehrreichen Workshop zu Wildbienen und an den Bürgermeister Michael Hombach für die Eröffnung des Events.
Warum wir all das tun
Mit ForTomorrow schaffen wir neue naturnahe, klimaresiliente Mischwälder, um lokal unser Klima zu schützen und dafür zu sorgen, dass auch der deutsche Wald wieder eine wichtige Kohlenstoffsenke im Kampf gegen den Klimawandel wird.
Indem wir aufforsten:
- Schützen wir die Biodiversität und Wildtiere
- Regulieren das Klima durch Kohlenstoffspeicherung und Sauerstoffproduktion
- Erhöhen die Bodenqualität und verringern Erosion
- Verbessern die Wasserqualität durch Filterung von Schadstoffen
- Klären wir auf und schaffen Klimaschutz-Bewusstsein in den Köpfen der Menschen
Neben unseren Aufforstungsprojekten in Deutschland reduzieren wir auch CO2-Emissionen, indem wir Emissionsrechte am EU-ETS kaufen und ungenutzt stilllegen. Die Einnahmen der EU aus dem EU-ETS fließen darüber hinaus direkt in die Energiewendetransformation der Industrie.
Indem auch du unsere Aufforstungsprojekte unterstützt, hilfst du aktiv mit, unseren Planeten zu schützen, unsere Biodiversität zu erhalten und eine lebenswerte Zukunft für uns alle zu gestalten. Gemeinsam sind wir Teil der Veränderung. Sei dabei!